Traditionelle Emailleschilder – Old but Gold
Traditionelle Emailleschilder gehören immer noch zu den attraktivsten und ansprechendsten Werbeträgern. Mit ihrem klassischem Design, der ausgewogenen Farbigkeit und ihrer erhabenen Haptik schaut man Sie wie Kunstwerke an. Als ihr Erfinder oder Entdecker zum Zwecke der Reklame gilt Ludwig Philipp Albert Stollwerck.
Der deutsche Unternehmer und Schokoladenfabrikant aus Köln war ganz begeistert von der Möglichkeit, ein „Plakat“ für die Außenwerbung zu erschaffen, das jeder Witterung trotzt. Stollwerck war überhaupt ein für Innovationen offener Mann. Er organisierte erste Filmvorführungen in Deutschland und erfand den Verkaufsautomaten für Schokolade. Im Jahr 1893 ließ er erste Reklameschilder im sogenannten Zuckergussverfahren von der Firma Schulze & Wehrmann aus dem bergischen Elberfeld produzieren. Dieses Unternehmen war auch das erste industrielle Emaillewerk in Deutschland, das Reklameschilder produzierte.
Am Anfang ein Alleinstellungsmerkmal
Schon bald war das Reklameschild aus Emaille ein Alleinstellungsmerkmal und Markenzeichen von Stollwerck. Die 1895 in Serie gefertigten Schilder mit der Aufschrift „Chocolade & Cacao – Stollwerck – 26 Hofdiplome. 65 Goldene Medaillen etc.“ sind bis heute äußerst begehrte Sammlerstücke. Das Potential des Werbeschildes aus Emaille wurde schnell auch von anderen Industriellen erkannt. Der Schweizer Unternehmer Julius Maggi zog beispielsweise schnell mit einer ähnlichen Kampagne nach, ebenso wie der Waschmittelfabrikant Henkel.
Maggi soll zeitweise ganze zwei Drittel des Gesamtumsatzes in Reklame investiert haben. Weitere Schilderproduzenten kamen noch im späten 19. Jahrhundert hinzu. So zum Beispiel das Unternehmen C. Robert Dold in Offenburg, Gottfried Dichanz in Berlin und Otto Leroi in Frankfurt am Main. Emailleschilder etablierten sich bald überall als Firmen-, Praxis- und Werbeschilder, aber auch als Straßenschilder und Nummern- und Etagenschildern von Wohn- und Bürogebäuden. An Hauseingängen fanden sich selbst in entlegenen Landstrichen Ansammlungen ganz unterschiedlicher Emailleschilder. Im Volksmund nannte man sie „stumme Portiers“.
Der Siegeszug der Emailleschilder
Emailleschilder waren damals und sind bis heute witterungsbeständig. Solche Schilder wurden und werden meist aus Blech, mitunter auch aus Stahl gefertigt und mit einer Schutzschicht aus Emaille überzogen. So rosten sie auch nicht so schnell. Zu beginn des 20. Jahrhundert waren Emailleschilder relativ bald überall präsent. Die Reichsbahn nutzte sie in vielfältiger Weise als Signal- und Hinweisschilder.
Alle Straßenschilder und Hausnummern waren bald aus mit Emaille überzogenem Blech gefertigt. Kein noch so kleiner Laden oder Frisör, kein Verein, keine Bücherei und keine Arztpraxis kamen bald noch ohne ein entsprechendes Schild an der Tür und am Hauseingang aus. Bald erging ein Erlass, der Ladenbesitzer zur Pflege und Wartung ihrer Schilder verpflichtete. Zudem waren sie streng angehalten, auch alle auf Schildern beworbenen Produkte vorrätig zu haben. Als Wirtschaftsfaktor war die Produktion von Emailleschildern nun in ganz Europa bedeutend. Die allgegenwärtige Schilderflut wurde nun schon abschätzig als „Blechpest“ bezeichnet.
Kleine Kunstwerke und Zeitzeugen
Inzwischen sind alte Emailleschilder längst begehrte Sammlerobjekte und je kleiner eine gefertigte Serie war, um so wertvoller ist ein einzelnes Schild heute. Manchmal handelt es sich bei alten Emailleschildern um richtige kleine Kunstwerke. Es wurde viel Mühe auf Schrift und Gestaltung verwendet. Dabei kamen verschiedene Techniken zum Einsatz. Beispielsweise wurden Schablonen eingesetzt oder die Gestaltung erfolgte nahezu künstlerisch mittels Lithographie. Die Vorlagen für Werbeschilder wurden nicht selten von bekannten bildenden Künstlern und Grafikern gefertigt. Bekannte Gestalter waren damals Ludwig Hohlwein, Lucien Bernhard, Eduard Scotland, Hans-Rudi Erdt und Johann Cissarz.
Manche Schilder waren bombiert, also so verformt, dass sie sich nach außen wölbten. Es kamen auch ganz verschiedene Schrifttypen zum Einsatz. Emailleschilder haben sich einfach bewährt und werden bis heute produziert, wenngleich weniger als Werbeträger als für Hinweisschilder. Historische Emailleschilder hingegen sind Zeitzeugen von Mode und Geschmack in bestimmten Jahren und Jahrzehnten. Sie können im Stile von Art Déco, Kubismus oder auch des Bauhauses gestaltet sein. Nicht selten werden schöne alte Werbeschilder heute auch neu aufgelegt. Für Sammler zählt freilich nur das Original.